23.10.2019

Fairer Handel – wir übernehmen Verantwortung

„Es ist nicht genug zu wissen – man muss auch anwenden. Es ist nicht genug zu wollen – man muss auch tun.“ Das Zitat von Johann Wolfgang von Goethe aus „Wilhelm Meisters Wanderjahre“ kann als Leitspruch der diesjährigen Fairtrade-Veranstaltung am Dominikus-Zimmermann-Gymnasium in Landsberg gelten. Am 23.10.19 trafen sich 200 Schülerinnen und Schüler des Dominikus-Zimmermann-Gymnasiums und anderer Landkreisschulen ab Jahrgangsstufe 8, um sich gemeinsam mit Experten mit dem Thema „Fairer Handel“ auseinanderzusetzen.

Eröffnet wurde die Veranstaltung durch einen Motivationsvortrag von Herrn Frank Herrmann mit dem Titel „FAIRreisen – Nische oder Notwendigkeit?“, in dem neben dem Phänomen des Overtourism und seinen Folgen auch der hohe Wasserverbrauch durch den Tourismus angesprochen wurde. Die drastische Erhöhung des Flugverkehrs in den letzten Jahren sowie der Kreuzfahrttourismus wurden als klare Problemzonen benannt und die negativen Konsequenzen für das Klima anschaulich abgebildet. „Es ist an der Zeit, dass auch beim Thema Reisen eine Bewusstseinsbildung und ein Umdenken stattfindet“, so Herrmann. Beispielsweise bietet die Plattform forumandersreisen.de nachhaltige Reisen an und verantwortungsbewusste Reisende können auf atmosfair.de Treibhausgasemissionen von Flugreisen, Hochseekreuzfahrten, Fernbusfahrten oder Veranstaltungen kompensieren.

Im Anschluss an diesen Eröffnungsvortrag informierten Experten in vier Workshops die Schüler über weitere Aspekte zum Thema Fairer Handel. Beispielsweise zeigte Thomas Hoyer, Vorstand von WeltPartner eG, an den Beispielen Mangos für Kinderrechte auf den Philippinen und Kaffee aus Burundi auf, wie durch die Zusammenarbeit mit Kleinbauern und der Förderung von ökologischem Anbau in den Ländern des globalen Südens die Vision eines fairen Handels als Alternative zu ungerechtem Welthandel Wirklichkeit wird. Kampagnen, Lobbyarbeit und soziales Engagement in Deutschland sind weitere Säulen, die zeigen, dass eine Reduzierung auf einen fairen Preis für die Erzeugnisse aus den Herkunftsländern der Arbeit von WeltPartner eG nicht gerecht würde, vielmehr ginge es um eine faire Partnerschaft, laut Hoyer.

„Jeder, der ein Stück Billigfleisch vom Discounter isst, isst ein Stück Regenwald!“ Diese Aussage des Wissenschaftlers Dr. Rainer Putz löste in der Zuhörerschaft seines Vortrags „Regenwaldschutz durch fairen Handel“ ein Raunen der Verwunderung aus. Der Regenwaldexperte erläuterte, dass weite Flächen des Regenwaldes in Amazonien riesigen Sojafeldern weichen und dieses genmanipulierte Soja an die großen Mastbetriebe der Industriestaaten als Viehfutter verkauft wird, egal ob Schwein, Rind oder Pute. Anhand von Satellitenaufnahmen dokumentierte er das Ausmaß der Zerstörung. Nach nur wenigen Jahren verlieren diese Felder ihre Fruchtbarkeit und zurück bleiben nicht wieder nutzbare, wüste Flächen, die zudem mit Pestiziden belastet sind, die wiederum ins Wasser gelangen. Mit dieser rücksichtslosen kommerziellen Nutzung des Regenwaldes werde nicht nur der unglaubliche Artenreichtum unwiederbringlich zerstört, denn jeder Baumriese beherberge an die 3000 bekannte und ebenso viel unbekannte Tier- und Pflanzenarten, sondern auch der Lebensraum indigener Bevölkerungsgruppen. Zudem machen sich seit 2005 klimatische Veränderungen auch im Regenwald bemerkbar, die als Alarmzeichen zu verstehen seien: drei Jahrhundert-Hochwasser und drei Jahrhundert-Dürren ließen das als stabilstes Ökosystem der Erde betrachtete Regenwaldgebiet ins Wanken bringen. Doch wie könne man durch fairen Handel den Regenwald schützen? Dr. Putz stellte dazu sein „Wildkakao-Projekt“ vor, das etwa 300 Familien in Brasilien ein regelmäßiges Einkommen ermöglicht. Aus den von im Regenwald lebenden Einheimischen gesammelten Wildkakaoschoten werden die sehr aromareichen Kakaobohnen gewonnen und diese an einen deutschen Schokoladenhersteller verkauft, der daraus eine besonders schmackhafte Wildkakaoschokolade herstellt. Dies ist nur ein Beispiel von mehreren waldschonend erzeugten Produkten, die der „Regenwald-Laden“ in Freiburg anbietet. Durch die Abnahme dieser Produkte, zu denen auch Seifen und Öle gehören, werden die traditionellen Regenwaldbewohner unterstützt und ihre Lebensgrundlage wird dadurch erhalten. Jeder könne also durchaus durch sein eigenes Konsumverhalten etwas zum Schutz des Regenwaldes beitragen, so Dr. Putz, der Begründer des Regenwald-Instituts in Freiburg.

Darüber hinaus konnten die Schüler wertvolle Informationen über Fair Trade im Einzelhandel und über faire Geldanlagen in zwei weiteren Workshops erhalten.

Abschließend wurden bereits laufende Projekte am DZG und ASG wie beispielsweise der Verkauf fair gehandelter Schokolade und Kaffees vorgestellt und diskutiert sowie Ideen ausgetauscht, wie man noch mehr Schülerinnen und Schüler und Mitbürger erreichen kann, um den fairen Handel zu unterstützen.

Der Fairtrade-Tag am Dominikus-Zimmermann-Gymnasium war für alle Beteiligten eine äußerst interessante und gewinnbringende Veranstaltung!

Autorinnen: Sonja Scheider und Birgit Forster
Quelle: https://dzg-landsberg.de/  -  https://bit.ly/34LRBWU